geb. 7. Nov. 1892
gest. 14. Mai 1991
Franz Zeiss, geboren in Altenmarkt im Pongau, wurde 1915 in Salzburg zum Priester geweiht und wirkte seit dem Jahr 1934 als Stadtpfarrer der Pfarre St. Andrä.
In dieser Aufgabe sah er sich unter dem NS-Regime mit dem aggressiven Antiklerikalismus des 'Gauleiters' und 'Reichs-statthalters' Dr. Friedrich Rainer konfrontiert. Im Zusammenhang mit der Durchsuchung aller Pfarrämter nach Feldpostadressen wurde Pfarrer Zeiss zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt - die Strafe war durch die Untersuchungshaft jedoch verbüßt. Fortan wurde der Pfarrer allerdings observiert. Erst vor diesem Hintergrund können seine Zivilcourage und Menschlichkeit in gebührender Weise gewürdigt werden.
Ein katholisch konvertierter Jude, Franz Leo Breuer, der wegen seiner jüdischen Herkunft im Jahr 1938 in Wien sein Jus-Studium abbrechen musste und im April 1942 in ein KZ deportiert werden sollte, konnte aus einem Wiener Sammellager flüchten und in Salzburg dank der Hilfe des Pfr. Zeiss die Terrorjahre im Verborgenen – als 'U-Boot' – überstehen. Er war nicht der einzige, dem Pfarrer Zeiss helfen konnte. Durch die Verwaltung der Taufbücher konnte Pfarrer Zeiss die Abstammung getaufter jüdischer Frauen und Männer vor dem Regime verheimlichen, so dass diese einen sog. 'Arier-nachweis' erhielten. Zu bemerken ist auch, dass sich Olga Zweig, die Cousine des Schriftsteller Stefan Zweig, 1942 in der Pfarre St. Andrä von Zeiss taufen ließ. Sie überstand die Terrorjahre und dank ihrer Fürsorge und Verschwiegenheit auch ihr katholisch getauftes, behindertes Pflegekind Rudi, dessen jüdische 'Abstammung' der Gestapo unbekannt blieb.
Pfr. Franz Zeiss ist begraben auf dem Friedhof des Stiftes St. Peter. Er gilt hierzulande als 'Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich' und zählt zu den wenigen 'Gerechten'.
Auf dem Vorplatz der Andräkirche wurde am 14. Juli 2015 ein 'Stolperstein' zum Gedenken an ihn und die Ereignisse des NS-Terrors verlegt.
geb. 8. Juni 1904
gest. 19. Oktober 1991
Franz Wesenauer, geboren in Ebensee, wurde im Jahr 1930 zum Priester geweiht und wirkte zur Zeit des NS-Regimes als Kooperator der Pfarre St. Andrä und überdies als Jugendseelsorger und Betreuer der Priesterseminaristen.
Er erzählte im Rückblick: 'Ungefähr 1940/41 kam zu uns in die Pfarre eine unbekannte Frau mit einem blonden, etwa dreizehnjährigen Knaben, der zwar katholisch, von der Abstammung aber voller Jude war. Sie bat uns um Hilfe. Ich selbst konnte ihn nicht verstecken, da ständig die Gestapo aus- und einging. Daher brachte ich ihn zunächst zu einer Familie namens Hammer in der Linzer Gasse. Nach Weihnachten – die Frau war kurz vor Weihnachten gekommen – ging ich dann zu Bauern mit der Bitte, ob nicht einer den Jungen verstecken könnte. Keiner fand allerdings den Mut dazu. Erst der Bäcker Schmidhuber in Anthering nahm ihn auf. Bei ihm waren schon etliche [durch das NS-Regime aus Salzburg vertriebene] Priesterstudenten untergebracht, so dass ein Zugang nicht sonderlich auffiel. Der Knabe, sein Rufname war Jussi, hat dann zweieinhalb bis drei Jahre dort gelebt. Schließlich waren alle anderen bereits eingerückt, nur Jussi war übriggeblieben. Gegen Kriegsende tauchte plötzlich das Gerücht auf, was mit diesem Jungen eigentlich sei? Dies geschah etwa im Herbst 1944. Um ihn aus der drohenden Gefahr zu retten, brachte ich ihn bei Nacht und Nebel in einen anderen Ort in Oberösterreich. Bei Kriegsende ist er durch die Kampflinie zu den Russen durchgestoßen und mit einem Panzer schließlich in Wien gelandet.'
Dank der späteren Initiative von Franz Wesenauer als Pfarrer von St. Elisabeth konnte dort im Rahmen der Pax-Christi-Bewegung die erste christlich-jüdische Begegnung statt-finden. Daran erinnert das 1972 in der Friedenskirche St. Elisabeth aufgestellte Relief 'Jüdische Passion' der Bildhauerin Yrsa von Leistner.
Pfr. Franz Wesenauer ist begraben auf dem Friedhof des Stiftes St. Peter. Er gilt hier-zulande als 'Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich' und zählt zu den 'Gerechten'.